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Universitätsklinikum Essen
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Aktivierung der körpereigenen Apotheke: Wenn Patienten gezielt pharmakologische Reaktionen lernen

Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichen, chronischen Erkrankungen wie Schmerzen, Depressionen oder entzündlichen Erkrankungen benötigen eine kontinuierliche, oft lebenslange Behandlung mit Medikamenten, die Krankheitssymptome reduzieren und somit die Lebensqualität aufrechterhalten. Die Mehrzahl dieser Medikamente löst jedoch auch unerwünschte, teilweise erhebliche Nebenwirkungen aus. Das macht die Entwicklung von alternativer, unterstützender Therapie dringend erforderlich.

Ein erfolgversprechender Weg könnte das assoziative Erlernen pharmakologischer Reaktionen sein. In einem aktuell publizierten Beitrag in der renommierten Fachzeitschrift Trends in Pharmacological Science Harnessing associative learning paradigms to optimize drug treatmentfassen Martin Hadamitzky  und Manfred Schedlowski die Befunde zusammen. Die beiden Wissenschaftler vom Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie der Universitätsklinik Essen geben aufbauend auf eigenen tierexperimentellen Forschungsbefunden, Studien an gesunden Probanden sowie Patienten einen Ausblick auf die Entwicklung von assoziativen Lernprotokollen, mit denen es gelingen kann, gelernte pharmakologische Reaktionen zum Wohle chronisch Erkrankter einzusetzen.

Die notwendigen Medikamente entfalten ihre Wirkung in Patienten im komplexen Zusammenspiel mit den persönlichen, psychobiologischen Bedingungen. Einflussfaktoren sind z. Bsp. Erwartungen der Patienten an den Erfolg und die Nebenwirkungen einer Therapie, sowie Vorerfahrungen mit Medikamenten oder medizinischen Behandlungen, die auf Lern- und Konditionierungsprozessen basieren. Das Wissen über die neurobiologischen Mechanismen dieser assoziativen Lernerfahrungen und wie sich die gelernten pharmakologischen Effekte gezielt im Rahmen von Behandlungen nutzen lassen, ist in den letzten Jahren enorm gewachsen.

Eine gezielte und systematische Modulation der Lerneffekte könnte es ermöglichen die Menge der verabreichten Medikamente kontrolliert zu reduzieren, die Menge an unerwünschten Nebenwirkungen zu verringern, und dabei dennoch die therapeutische Effizienz aufrecht zu erhalten. Derartige konditionierte Medikamenteneffekte dürften sehr wahrscheinlich in vielen klinischen Situationen als unterstützende Therapiemaßnahme hilfreich sein – eine „Aktivierung der körpereigenen Apotheke“ des Patienten. Die Forschungsarbeiten in diesem Bereich profitieren von der aktiven Mitarbeit in gleich zwei, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsprojekten (SFB 1280, „Extinction Learning“ und SFB/TRR 289, „Treatment Expectation“).

 

 

Contact person

Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Martin Hadamitzky

Postdoc at Institute for Medical Psychology and Behavioral Immunology

Contact person

Prof. Dr. Manfred Schedlowski

Institute for Medical Psychology and Behavioral Immunology

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